Dienstag, 22. Juni 2010

Präsidententrainer

"Isch trete zurück!"
Aha. Also nochmal zur Erinnerung: Ich hab mir nen neuen Verein gesucht, die wollten groß raus kommen mit kleinem Geld und ich hab ihnen überall Zettel drangeklebt: für den Porsche gibts den dritten Torwart aus Ghana, für die Ledergarnitur kannste den Mittelstürmer von rumänischen Drittligisten haben, die nur Tags spielen, weil sie sich sonst auf ihrem unbeleuchteten Rübenacker die Beine brechen.... und so weiter.

Naja - und einen Zettel hab ich auf die Edelholzschreibtischgarnitur vom Präsidenten geklebt, die, so wie sie aussieht, mindestends zur Hälfte für die Abholzung des Regenwaldes verantwortlich ist, so massemässig. Wegen dem Ding desertifikatiziert jetzt die ganze Wüste in Afrika- sacht meine Frau - und die Jungs haben gar keine andere Chance als Fußball, also hab ich gedacht, können wer doch gleich mal einen Stürmer von kaufen. Fürn Eto'o langts nicht, aber für seinen Nebenmann,: der könnte mal was schaffen, was in dem Verein zuletzt in den glorreichen Siebzigern passiert ist: als Stürmer Tore schießen.

Und jetzt tritt der zurück. Hoffentlich nich wegen meinem gelben Zettel an seim Tisch.
"Kannste nich machen!" Dat war der Kassenwart.
"Mach kein Scheiß, Karl-Heinz!" Platzwart
"Jetzt gleich oder was?" Sportdirektor.
Da kuckt der Präsident auf seinen Regenwaldkiller, als wenn er da ein Datum eingeritzt hätte ins Holz: "Ja, dat wäre dann mit sofortiger Wirkung."
"Aha."
"Achso."
"Au weia."

So, dat ist jetzt auch schon wieder ein bischen wat her. Die Zeit hab ich damit verbracht, sie man so sacht: Spieler zu beobachten. Meine Frau würde sagen: Schaufensterbummel als Vorbereitung zum Einkaufsstampede. Wat die immer sacht. Dabei war dat nur die Beste Ausrede, von der WM wirklich jedes Spiel zu kucken und ausserdem die unnötigen Spielpausen mit aufgenommenen Wiederholungen in Superzeitlupe zu füllen.
Jedenfalls hab ich nach der Vorrunde jetzt soweit meine Liste zusammen - weil: von den Mannschaften, die durchkommen in die Finals, da können wir uns die Spieler sowieso nicht leisten.

Also mit der Liste bin ich dann mal ins Vereinsheim gefahren - direktemang zum Präsidente. Weil, ich hab gedacht: Rücktritt: dat kannste deine Oma erzählen. Kannst doch höchstens zurückrollen, so wie du am Stuhl klebst normalerweise - Berufskrankheit, so wie ich nach allem trete, wat rund und nich bei drei auf den Bäumen is.
Hab ich nich schlecht gestaunt im Vereinsheim: Büro leer, Presidente weg, Presidentebilder auch. Neuer Presidente: Fehlanzeige.
Da kam der Sportdirektor umme Ecke. Frag ich ihn, wat mit dem Presidenter ist. Sacht der:
"Mit wat jetzt?"
Dem Mufti, der die Ordre gibt.
"Weiß nich, wat du meinst. Is dat deine Wunschliste?"
Liest er durch, die Liste. Nickt, gibt zurück...
"Passt. Wennste dich beeilst, kannste vielleicht noch gleich in Südafrika zugreifen. Wennste gut verhandelst, langts noch fürn Ticket."
Ham wir reich geerbt, frag ich?
"Nee, wir haben dat Stück Regenwald gewinnbringend verkauft an einen Asiaten, der jetzt groß in Gas macht."
Aus Bhutan?
Zuckt er mit der Schulter. "War wegen der Wegerechte für ne Pipeline da und hat nen Tisch gekriegt. Der Porsche stand auch noch nur so rum. Also, wat iss jetzt, packst du schon oder kuckst du noch?"
Dat bisschen. wat ich packen muss, kann ich auch leihen... aber, frag ich, wat iss jetzt mit dem Presidiomann?
"Watt hasst du nur mit sone Presidänt? Schießt der Tore? Oder kann der holzen, ohne dat et der Schiri sieht? Also...Abfahrt...."

Montag, 7. Juni 2010

Spartrainer

Is ja gut, hab ich gesagt, zu meiner Frau: ich such mir nen neuen Verein. Sie hat mir schon nich geglaubt, als ich von gesprochen habe, dass ich jetzt als Privatier das Leben geniessen könnte. Aber als es dann losging: ich stell unsere Gartenzwerge im 4-3-1-2 System auf, seh dat Unglück und schrei rum, die könnten nicht man die einfachste Taktik und wat anderes als 4-3-3 ginge gar nicht in ihre Flachschädel, ist sie doch entschieden aus der Haut gefahren.

Hat nicht lange gedauert, die Suche. Scheinbar gibts immer nen Verein der verzweifelt genug ist, mir ne Mannschaft anzuvertrauen. Und umgekehrt.

Mein Vorgänger hatte sich nämlich wohl'n Vorbild an der Bundesangela Kanzler genommen und die Krisenbewältigung zum Grundprinzip gemacht: immer morgens mal kucken, was jetzt wieder für ne Katastrophe passiert ist, und die dann in aller Ruhe wegtrainieren.

Hab ich gesagt: wat iss dat denn? Plan ich so ne Mannschaft, dat ich mal kucke was unten so vorbeiläuft, und wenn ich dann 10 Torhüter und einen Stürmer aufm Platz hab, dann spiel ich eben eher defensiv? Ne dat geht doch nicht so, hab ich gesagt.

Sie sind unser Mann, haben die gesagt.

Und dann kam der eigentlich Knaller: hier ist die Aufgabe, haben die gesagt. Wir sind Pleite, müssen sparen, können nur billige Spieler holen und insgesamt weniger Gehalt zahlen. Und damit das dann am Ende trotzdem noch hinhaut mit die Finanzen, müssen wir in der nächsten Saison international dabei sein.

Fein, hab ich gesagt, dass schaffen wir vielleicht über die Fairnesswertung, wenn die Spieler einfach mal auschließlich nach dem Ball treten und wir den Fans immer mal ne Beruhigungspille ins Bier tun.

Nee, haben die gesagt: Platz 6 oder Pokalsieg.

Aha, hab ich gesagt, und dann innerlich meine Traumelf aufgestellt, bis ich wieder ohne Schnappatmung den Mund aufmachen konnte.

Gut, hab ich dann gesagt, mach ich ein paar Sparvorschläge. Und schon hatte ich meinen nächsten Job.

Als erstes hab ich mir dann mal ne dicke Packung von diese Klebezetteln besorgt und bin dann mal durchs Vereinsgelände getigert, zetteldraufklebenderweise, wo ich dachte, dat die hinpassen: komplett mit Preis und Spielernamen drauf. An den Vorstandsmerzedes, an die neue VIP-Launsch, an den tollen Tisch im Konferenzzimmer. Kam ne ganz nette Mannschaft zusammen.

Gelbe Zettel hab ich für normale Spieler geklebt, rote für die, mit denen wirs international schaffen würden.

Mal sehen, wat die Bosse jetzt sagen zu meinen Sparvorschlägen.